Als ich meinen Mann kennenlernte, war ich beeindruckt, dass er noch seine Oma hatte. Er ist zehn Jahre älter als ich, und ich hatte meine schon vor langer Zeit verloren. Noch mehr erstaunte mich, dass seine Oma so ein weltoffener Mensch war. Damals reiste sie gerne und war aktiv in einem Internetclub für Senioren. Wer kann das schon von seiner Oma behaupten?
Elfriede fand einen besonderen Platz in meinem Herzen. Vor einigen Jahren schrieb sie: “Darf ich ‘Sternchen’ zu Dir sagen? Ich fühle mich immer beschenkt wie ein Sterntalerkind, wenn ich Deine Zeilen lese, dann sind es immer Sternstunden für mich!” Seitdem begannen ihre Emails immer mit “Hallo mein Sternchen”. Und nachdem unser Sohn geboren wurde, stand am Ende immer “ein Kuss für meine Sternschnuppe”.
Diese Woche haben wir Abschied von Oma Elf genommen. “Sie ist sehr alt geworden, und in letzter Zeit war sie krank. Wir wussten, dass sie bald sterben würde. Trotzdem ist es schwer, sie gehen zu lassen.”
Es tat gut, sich gemeinsam zu erinnern und neue, trotzdem vertraut klingende Geschichten zu hören. Ich musste lächeln, als die Pfarrerin beschrieb, wie Oma Elf bei ihrer ersten Begegnung ihr Smartphone raus holte und von ihrem Facebook Konto erzählte. Sie nutzte die Technik, um dabei zu sein. Im letzten Sommer, als das Reisen schon zu beschwerlich war, war sie auf unserer Geburtstagsfeier per Skype dabei und hatte sich extra für diesen Anlass hübsch gemacht.
Natürlich erzählte sie gerne von der Vergangenheit. Aber gleichzeitig hörte sie auch aufmerksam mit Faszination für alles Neue zu. Jeder, der sie auf unserer Hochzeit kennenlernen durfte, war begeistert von ihr. Sie war das nicht ganz so heimliche Highlight für viele unserer Gäste.
Ich bin dankbar für die vielen Emails, Facebook-Kommentare und Fotos. Neben der Traurigkeit, dass wir jemanden so besonderen verloren haben, bin ich dankbar, dass es so viel gibt, was mich an sie erinnert.
Danke, dass du unser Leben so lange bereichert hast!
“Einschlafen dürfen, wenn man müde ist,
eine Last fallen lassen, die man lange getragen hat,
ist eine wunderbare Sache.”
Hermann Hesse