Immer wieder liest man hartnäckig von Gerüchten, dass Blitzlicht dem Baby schaden würde und dass Fotografieren mit Blitzlicht gefährlich für die kleinen Erdenbürger ist.
Doch was ist dran an den Gruselartikeln im Netz?
Die wissenschaftliche Antwort
Nein, das ist Quatsch! 🙂 Blitzlicht schadet deinem Baby nicht. Zum einen ist Blitzlicht sehr kurz – meist unter einer 1/200tel Sekunde. Zum anderen ist Blitzlicht im Vergleich zu Laser sehr schwach, so dass es keine Verbrennungen und damit keine Schädigungen auslösen kann. Seine Stärke ist weit entfernt von der Stärke eines Lasers oder der Sonne. Die Menge und die Zeit reichen nicht aus, um etwas kaputt zu machen.
Dr. Arndt Gutzeit vom Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands e. V. schreibt dazu an kinderschritte.com:
Blitzlicht ist ein sehr helles Licht und trifft, weil man es meist in der Dunkelheit gebraucht, auf Augen mit weiten Pupillen. Kinderpupillen sind weiter als Erwachsenenpupillen. Es kommt also eine recht große Lichtmenge in die Augen des abzulichtenden Säuglings, da besteht kein Zweifel, aber nur für einen extrem kurzen Zeitraum.
Die Pigmentschicht des Säuglingsauges ist weniger intensiv gefärbt, absorbiert also weniger Strahlen als die eines älteren Auges. Die Dauer der Lichtexposition ist extrem kurz. Diese beiden Faktoren limitieren die Gefährdung für die Säuglingsaugen.
Bei Augenoperationen, besonders, wenn die Netzhaut angegangen wird, muss man mit sehr grellem Licht arbeiten, welches der Helligkeit von Blitzlicht entspricht. Eine Operation dauert zwischen 30 und 90 Minuten. Einen Dauerschaden wegen zu langem und zu hellem Licht können wir nach solchen Operationen nicht beobachten, obwohl die Lichtmengen 1000fach größer sind als bei einer Blitzlichtaufnahme.
Kurze, blitzartige Lichtmengen können durchaus die Augen schädigen. Dann muss das Licht aber noch 100-500mal stärker sein als Blitzlicht. Dies ist der Fall bei Laserlicht. In der Augenheilkunde benutzen wir Laserlicht um punktförmige Verbrennungen an der Netzhaut zu erzeugen, die eine Heilwirkung haben. Die Energie des Laserlichtes ist 100 bis 500mal stärker als das Fotoblitzlicht.
Man hat viele und gute Erfahrungen, welche Lichtmengen notwendig sind, um eine Verbrennung an der Netzhaut zu erzeugen. Solche Lichtmengen werden von Blitzlichtgeräten nicht erzeugt. Sie können Ihren Säugling also mit ruhigem Gewissen auch mit Blitzlicht fotografieren.
Dr. Arndt Gutzeit
Leiter des Ressorts Strabologie und Neuroophthalmologie
(Schielen und Augenbewegungsstörungen) des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands e. V.
Gefunden auf: https://www.kinderschritte.com/fileadmin/media/pdf/Blitzlicht_schadet_nicht.pdf
Ein gut gemeinter Rat an junge Eltern
Schaut euch bei Horrorartikel, die euch das Blut in den Adern gefrieren lassen, grundsätzlich die Quellenangabe an. Lässt sich der Artikel auf eine vertrauenswürdige Quelle zurückverfolgen? Sind die Informationen dort auch zu finden und sind sie vollständig?
Für einen dramatischen Artikel werden nämlich gerne Elemente aus ihrem Zusammenhang herausgerissen und kausale Zusammenhänge hergestellt, wo gar keine sind.
Mit ganz besonderer Vorsicht genießt bitte Artikel, in denen stark allgemein formuliert wird “Eine Mutter mit ihrem Kind…” statt “Frau W. aus B. mit ihrer 6-jährigen Tochter”. Je allgemeiner die Formulierungen sind, desto verwässerter und wenig recherchiert sind oft die Infos, die dem Artikel zugrunde liegen.
Lasst euch nicht fertig machen bei den ganzen teilweise gruseligen Horrorszenarien, die durchs Netz geistern, und bleibt misstrauisch.
Wir wissen ja alle – als frisch gebackene Mama ist man da seeehr empfindlich 😉
Und noch ein medizinischer Hinweis
Solltet ihr beim Fotografieren mit Standardblitzlicht (ohne Rote-Augen-Funktion) feststellen, dass die Pupillen eures Kindes auf dem Foto nicht rot sind sondern weiß, lasst es von einem Arzt checken. Mehr Infos dazu bekommt ihr hier.
Eine ästhetische Antwort
Ein guter Grund, kein Blitzlicht zu benutzen ist die Ästhetik. 🙂
Und damit meine ich ausdrücklich nicht den Blitz in einer Softbox im Studio. Ein Profi sollte wissen, was er tut, und ist durchaus auch in der Lage, Blitzlicht falls gewünscht wie Tageslicht aussehen zu lassen, (aber das ist ein anderes Thema ;))
Blitzlicht aus einer Kompaktkamera oder auch vom Handy sieht in den meisten Fällen nicht schön aus. Er ist fest verbaut und kommt immer von vorne. Das macht das Bild flach. Außerdem ist die Lichtquelle oft klein und damit hart – es werden dunkle, scharf begrenzte Schlagschatten geworfen (da wo das frontale Licht nicht alles platt leuchtet), die nicht besonders schön aussehen. Hier macht es absolut Sinn, den internen Blitz auszuschalten und stattdessen beispielsweise näher ans Fenster zu gehen.
Nicht weil man dem Baby schadet, sondern weil man sonst der Ästhetik des Fotos schadet.
Allerdings… extra Licht kann notwendig sein, um in bestimmten Umgebungen scharfe Bilder zu bekommen. Es wäre wirklich schade, wenn ihr von eurem Kind nur unscharfe Bilder habt – oder im schlimmsten Fall gar keine Fotos -, weil das Licht drinnen nicht gereicht hat. Es gibt viele Situationen, in denen der Inhalt des Bildes wichtiger ist als die künstlerische Qualität.
Warum ich kein Blitzlicht bei Neugeborenen nutze
Obwohl Blitzlicht einem Baby nicht schadet, werdet ihr mich nahezu nie ein Neugeborenes mit Blitzlicht fotografieren sehen. Ich nutze hierfür meine Dauerlicht-LED in einer Softbox, die ich heiß und innig liebe.
Bei Neugeborenen ist das Ziel ein friedlich schlafendes Baby. Ich persönlich könnte auch nicht gut schlafen, wenn es neben mir permanent vor sich hinblitzt. Man sieht manchen Babys auch an, dass sie beim Blitzen ein klitzekleines bisschen zucken. Als Erwachsener im Blitzlichtgewitter geht es dem einen oder anderen ja ähnlich.
Das ist nicht schlimm und nicht schädlich, aber schlicht und ergreifend störend.
Und es ist gut, wenn man eine Lösung parat hat.
Ein Dauerlicht erlaubt mir auch in unseren Breitengraden konstant perfektes Licht – egal wie sich die Wolken vor dem Fenster über den Himmel schieben.
Wenn das Licht dauerhaft leuchtet, gibt es keinen Grund zusammenzuzucken, und das Shooting läuft – begleitet von der richtigen Temperatur und Akustik – flüssig entspannt ab.
Wenn du blitzlichtfreie und wetterunabhängig gute Bilder von deinem Neugeborenen haben möchtest, melde dich am besten schon während der Schwangerschaft bei mir.
Ich freu mich auf euch!
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